Montag, 21. Dezember 2009

Solverv- Sonnenwende

21.12. 2009: der dunkelste Tag des Jahres! Die Sonnenwende war auch langsam nötig. Heute war es den gesamten Tag zapfenduster, aber ab jetzt wird es nur noch heller! Das muntert mich echt auf. Ich habe es schon gemerkt, etwas drückt es schon aufs Gemüt. Bis zum 25.Januar ist noch Dunkelzeit, dann scheint auch hier oben wieder die Sonne.
Die Weihnachtsvorbereitungen laufen in Betanien auf Hochtouren, und ich verabschiede mich hiermit auch bis nach Weihnachten und Neujahr. Danach folgt sicherlich wieder ein ausführlicher Bericht.
Ønsker alle sammen en god jul og kjempe godt nyttår!!

Sonntag, 6. Dezember 2009

Eine kleine Ode an die norwegische Vorweihnachtszeit

Das norwegische Wort „koselig“ beschreibt eine der schönsten Zeiten des Jahres sehr gut. Wörtlich übersetzt heißt es so etwas wie „nett, gemütlich“, aber in dem Wort steckt so viel mehr. Gemütlich, bequem, angenehm, familiär… es ist eine wunderbare Zeit, die ich hier gerade erlebe und ich genieße sie in vollen Zügen.
Weihnachten/ „Jul“ ist etwas ganz besonderes hier in Nordnorwegen. Wahrscheinlich auch wegen der Dunkelheit ist es etwas worauf sich seit Ende November in dieser tristen Zeit gefreut wird. Seitdem kann alles mit „jul“ gekauft werden, so zusagen eine Art verweihnachtlichung des Alltags: „Julemelk“ (Weihnachtsmilch), „Juleøl“ (Weihnachtsbier) „Juleost“ (Weihnachtskäse)…
Es macht mich glücklich durch Alta zu laufen und die wirklich geschmackvoll geschmückten Häuser zu sehen, keins ist kitschig mit Santa auf dem Dach, sondern Lichterketten in den Bäumen und Kerzen im Fenster verschönern die Straßen und brechen die Dunkelheit. Da ich schon oft über die Dunkelheit gefragt wurde mache ich einen kleinen Einschub zur „Mørketid“ an dieser Stelle.
Die Sonne geht mittlerweile nicht mehr auf. Einen Sonnenaufgang habe ich seit dem 24. November nicht mehr gehabt, aber stock dunkel ist es trotzdem nicht. Ich lerne verschiedene Arten der Dämmerungen kennen. Diese Dämmerung, in der ein gewisses blaues Licht die Landschaft durchflutet, ist ca zwei Stunden am Tag. Den Rest des Tages ist es dunkel, stock dunkel. In keiner Weise ist es deprimierend aber müde bin ich trotzdem. Um Weihnachsten ist der dunkelste Tag des Jahres, wo es nur ein paar Minuten dämmrig ist. Die Menschen werden aber aus ihren Häusern mit Konzerten und Theaterstücken gelockt und es wird versucht sich zu treffen, auszugehen oder ins Kino zu gehen. Es ist eine gemütliche Zeit, draußen kalt und in den Häusern umso wärmer. In Betania habe ich schon Weihnachtskarten mit den Bewohner gebastelt und nächste Woche werden auch Pfefferkuchen gebacken. Das ist typisch weihnachtlich, viele Plätzchen werden hier aber nicht gebacken.
Das Event des Jahres sind die so genannten „Julebords“, die evtl mit betrieblichen Weihnachtsfeiern verglichen werden können. Jedoch mit einigen Unterschieden: viel „aufgetackelter“ und das „gesehen-und-gesehen-werden“ ist sehr groß, viel Alkohol umsonst und viel gutes, traditionell weihanchtliches Essen. Ich wurde von einer guten Freundin Helga zu ihrem Julebord eingeladen, der gestern war. Ich wurde schon aufgeklärt, wie diese Weihnachtsfeiern hier in Norwegen sind und hatte weder die richtigen Anziehsachen noch richtige Schuhe, was sich aber schnell und unkompliziert geändert hat. Es war wirklich sehr lustig gestern. Nächsten Freitag habe ich dann noch den Julebord von Betanien, wo sicher der Alkoholpegel nicht so hoch ist: die Institution gehört ja immerhin der Pfingstgemeinde an…
Ich freue mich auf mehr Plätzchen backen mit Bernhard und eine koselige Vorweihnachtszeit!
Gud Jul alle sammen!

Freitag, 20. November 2009

Schon wieder ein Monat vorbei?!

„Schon wieder ein Monat vorbei?“, habe ich mir heute auf Arbeit gedacht, als ich das Schild: „20.November 2009“ sah. Dunkelheit, kaum Schnee, wunderbare Begegnungen, norwegisches Essen, lustige Situationen auf Arbeit und das größte Shoppingcenter Nordnorwegens, was hier eröffnet wurde, haben meinen November in Alta in gewisser Weise sehr geprägt.
Ich muss zugeben die Mørketid (Dunkelzeit) nagt schon etwas an mir, obwohl sie noch nicht wirklich angefangen hat. Noch haben wir eine ganze Stunde „Sonne“. Eigentlich kann das als ein Sonnenauf-untergang bezeichnet werden. Es ist bis ca um 09.00 Uhr frühs stock dunkel, dann wird’s etwas dämmrig, kurz geht die Sonne auf, dann schnell gegen 12.00 Uhr wieder unter und so ab 14.00 Uhr ist es dann wieder stock dunkel. Wenn ich also um 15 Uhr Feierabend habe benutzte ich meine- sehr pratkische- Taschenlampe um das Schlüsselloch zu finden. Ich habe eine gewisse Dauermüdigkeit. Ich schlafe nicht mehr oder weniger, ich werde aber irgendwie nicht 100%ig wach beziehungsweise munter. Es ist schwer zu beschreiben…Es ist als hängt eine dünner, dunklerer Vorhang vor meinem Gemüt.
Der erste Advent naht, wir haben heute das erste Weihnachtslied auf Arbeit gesungen und auch hier in Norwegen sind besonders wegen der Dunkelheit viele Kerzen wichtig.
>>“Weißt du, wie viele Kerzen die Norweger im Laufe der Adventszeit abbrennen? He? Weißt du das?“ (…) Ich dachte an die Adventszeit, den dunklen Monat. Ich muß sagen, ich war gespannt auf die Antwort. „Siebzehn Millionen!“, rief er, „Siebzehn Millionen Kerzen im Laufe von lumpigen vier Sonntagen! Überleg dir das mal!“<<* Ich denke ich tuh mein Übriges zu den 17 Millionen Kerzen…Mir wird hier immer wieder bewusst, das ich noch nie bemerkt habe, dass ein Teelicht nur 3.15 Std hält- extrem kurz! Da ich immer hunderter Packungen kaufe, lohnt sich das wenigstens einigermaßen… Die Mørketid ist eigentlich nicht so dunkel, wenn es Schnee geben würde. Seit 50 Jahren liegt Ende November kein Schnee! „global warming“, kann da nur gesagt werden. „global warming er fint. Det vil endelig varme opp Alta!“**, hat mir ein Junge beim Volleyball neulich geantwortet. Wir musste beide sehr schmunzeln und lachen. Eigentlich warten hier auch alle auf die erste, richtig große Ladung Schnee: endlich Skiier, Schneemobil und Schlitten fahren. Ich muss sagen ich warte auch darauf endlich „Betania 1.“ und „Betania 2.“ zu fahren, unsere hauseigenen Schlitten mit Sitz vorne. Damit werde ich dann einkaufen fahren… Da ich schon oft wegen des Essens gefagt wurde, werde ich nun versuchen einige Essgewohnheiten der Nordnorweger zu beschreiben und mit hübschen Bildern zu illustrieren. Ich hätte nicht gedacht, dass die Norweger so deftig frühstücken. Fisch, dh. Lachs, Sardinen, Makrelen und Rollmops steht jeden Morgen zur Auswahl und wird gerne auf die Stulle gegessen. Auch heiß begehrt ist Käse mit Marmelade drauf oder Sardinen mit Marmelade. Brötchen wird zum mindest bei Betania nicht gefrühstückt, kann aber für viel Geld gekauft werden. Mittags bei Betania variiert das Angebot täglich zwischen Fleisch und Fisch. Wenn es Fleisch gibt, kann das bedeuten: „Kjøttboller“ (Fleischklöpse- sehr lecker!), „Elk“ (Elch-nicht mein Fall..), Ren (Rentier- auch nicht meins. Sehr deftiges, hartes Fleisch), Ribbe (Ribbchen), Markebeene (keine Ahnung was das ist. Eigentlich sind es nur Knochen die abgenagt werden, ist immer ein Renner- nicht für mich)…- also sie sind sehr variabel in den Gerichten. Fisch gibt es dann den darauffolgenden Tag. Eine kleine Gerichtsauswahl: „Fiskekake“ (Fischkuchen), „Fiskeboller“ (Fischklöpse- habe ich sehr für mich endeckt, lecker!), hval (Wal- besonders Nordnorwegen fängt noch realtiv viel. Ich habe es einmal probiert, schmeckt wie Fleisch mit Meergeschmack, nicht so meins. Die Bewohner finden es sehr lecker. Wal und Elch gibt es aber nicht jede Woche, evtl so jede Dritte Woche einmal.), immer ein Renner ist natürlich Lachs. Alta ist berühmt unter Anglern für den Lachsbestand im Altafluß. In der Zeitung sind nicht selten Bilder abgebildet mit einem Angler der einen 26kg Lachs in beiden Händen hält. Torsk, Räucherfisch und getrockneter Fisch… alles im Angebot was das Herz begehrt. Ich muss sagen mein Fischherz ist noch nicht wesentlich größer geworden. s.u.: "Fiskekake" & s.r.:"Fiskeboller" =)










Nun noch ein paar Worte zur Arbeit. Da es meinem Norwegisch immer besser geht und ich eigentlich fast alles verstehe, verstehe ich auch die Bewohner besser. Lustige Situationen, die auch das Personal schmunzeln liesen waren zum Beispiel: „Tina, min fot klø. Kan du klø den for meg?“(Tina, mein Fuß juckt, kannst du den für mich kratzen?), hat mich ein liebenswerter Bewohner gefragt, der selber nicht mehr an seinen Fuß kommt. Ich bin dann mit ihm ins Bad gegangen und hab ihm eine Fußmassage gegeben- seinem Gesicht und Grinsen nach zu urteilen war das genau was er gebraucht hat. „Jeg har masse og mange- høre du- masse kjæreste!“ (Ich habe viele, unmengen- hörst du- viele Liebhaber!) erzählt mir eine Bewohnerin aufgeregt. Es sind noch viele Situationen, die ich beschreiben könnte, eigentlich gibt es fast jeden Tag etwas was mich schmunzeln lässt. Eigentlich mache ich von den 14 Bewohnern in Betanien am Meistens etwas mit fünf. Das sind die fünf, mit denen ich mich gut unterhalten kann, die ich auf Tur mitnehme oder die oft Lust haben etwas zu machen. Dabei sind alle sehr verschieden. Einer von Ihnen kann einige Sätze deutsch, die er wahrscheinlich während des Krieges gelernt hat, die er immer anwendet- egal ob bei mir oder wenn er mit den Norwegern redet. „Vielen Dank meine Liebe“, „Was ist?“, „Nein, ich bin nicht satt“, „Das ist prima“… Ich habe ihn sehr ins Herz geschlossen und wir unternehmen viele Dinge zusammen. Er wohnt schon seit 1964 in Betanien, ist aber auch noch sehr fitt. Eine andere Bewohnerin ist sehr lustig und fröhlich jeden Tag. Es macht einfach Spaß sich mit ihr zu unterhalten. Da sie samisch ist, werde ich mit ihr wahrscheinlich noch den ein oder anderen Ausflug nach Karajok machen. Es ist ein schönes und wärmendes Gefühl am Freitag von Bewohnern gefragt zu werden ob man denn nicht Lust hätte am Wochenende auch zu Arbeiten, da das Frühstück nur so gut schmeckt, wenn ich es mache. Genauso die Aussage „och, du kommst erst Monatg wieder?!“, gibt mir ein sehr schönes Gefühl und ich merke, dass meine Arbeit auch von den Bewohnern sehr genossen wird. Tusen takk for det kjempe fint måned, vielen Dank für den wunderabren Monat, ich freue mich auf die norwegische Advents-und Vorweihnachtszeit, in der Nähe des Nordpols- wo ja eigentlich der Weihnachtsmann herkommt!
Vi snakkers, Tina
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*L. S. Christensen: „Der Alleinunterhalter“
** „gloable Erwärmung ist toll. Da wird Alta endlich aufgewärmt!“

Mittwoch, 11. November 2009

09.November 2009: Fackelzug und "Berliner boller"


Der 09. November 2009: 20 Jahre nach Mauerfall, 71 Jahre nach der Reichsprogomnacht- diese Ereignisse standen hier in Alta am Montag Abend auch im Licht. Genauergesagt im Licht der Fackeln. Wir waren ungefähr 30 Leute, die dem Aufruf von „SOS Rasisme“ und „Amnesty International“ gefolgt sind: nicht zu vergessen, sondern zu erinnern und gedenken. Ich muss wirklich zugeben, dass ich erstaunt war, dass solch eine Aktion geplant wurde, hier oben in Alta. Wir sind mit den Fackeln quer durch die Stadt gelaufen, bis zum kulturellen Haus, wo sich die Organisationen öfters treffen. Dort wurden noch einige Reden gehalten, eine Quelle von Niemöller vorgelesen und anschließend „Berliner boller“ gegessen. Angeblich typisch berlinerisch… Ich hab’s noch nie gegessen, geschweige denn gesehen- war aber sehr lecker. Mal sehen, eventuell werde ich öfters mal bei den Treffen vorbeischauen.

Sonntag, 8. November 2009

To- Tre- Hei!

„Takk“, sagt eine Frau und schüttelt mir die Hand unter dem Volleyballnetz. Ich antworte „Kiitos“. Ein Wochenende Finnland- Lappland- Saariselkä.
Am Freitag Nachmittag gings mit einem Kleinbus und zu siebend los. Fünf Stunden Fahrt, zuerst durch die Finnmark gen Osten, vorbei an mächtigen Felswänden bedeckt mit bis zu fünf Meter langen Eiszapfen, nach Karasjok- die Hauptstadt der Samen*. Dann über die Grenze nach Finnland- ich bin vorher noch nie über eine Datumsgrenze gefahren, ist mir dann spontan eingefallen. Bei dem Straßenschild "Murmansk 300km" musste ich schon zweimal hinschaun und dann schmunzeln....
Saariselkä liegt nicht weit von der russischen Grenze entfernt und ist „das Herz Lapplands“. Traurigerweise besteht der Ort mit 300 Einwohnern eigentlich nur aus Bettenburgen, sodass im Winter- der Hauptsaison, der Ort auf über 20.000Menschen anwachsen kann. Es ist ein typischer Winterski-urlaubsort. Auch dieses Wochenende sind uns Menschen auf Snowscooter und Skiiern entgegengekommen. Es lagen ca 15cm Schnee.
Nach sechs Spielen wurden wir vierter von sieben. Wir haben aber nicht sonderlich gut gespielt, Spaß hat es auf jeden Fall gemacht und und die Finnen machen ganz schön Lärm beim Spielen. Wir sind dann schon am Samstagabend zurück nach Alta gefahren, da keine Spiele mehr Sonntag anstanden. Zu viele Teams haben aus Angst vor Schweinegrippe ihr Kommen abgesagt. Ich fand es super schön auch mal ein wenig vom Landesinnern der Finnmark zu sehen. Fotos lade ich in dem Fotoalbum hoch. Viel Spaß beim Anschauen.
Kiitos Suomi!
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*Samen: die Ureinwohner Norwegens und Finnlands. Leben hauptsächlich im Landesinneren des Nordens und haben auch heutzutage noch viel mit Rentierzucht zu tun. Sie haben ihr eigenes Parlament (in Karasjok) und sind sehr präsent hier in der Finnmark. Eine eigene Sprache sprechen sie auch-samisch/samisk- die dem Finnischen sehr ähnelt, aber nur von sehr wenigen Norwegern gelernt und gekonnt wird.

Montag, 2. November 2009

immer in Richtung Norden


„Tina, hast du Herr-der-Ringe gesehen?“ fragt mich Lars, der unseren Minibus auf der kurvenreiche Straße fährt.
„Ja klar“, antworte ich.
„An was erinnert dich das hier?“ fragt er mit einer Handbewegung auf das nun vor uns erscheinende Hammerfest. Bevor ich antworten konnte sagte er: „Mordor!“ und alle im Bus lachen. In gewisser Hinsicht stimmt das. Sehr schwarze, karge Felsen, keine Bäume und eine Ölraffinerie- die als „das dunkele Auge Mordors“ bezeichnet wurde. Nur die niedlichen, bunten norwegischen Holzhäuser hellen das Bild wieder auf.
Hammerfest- "die nördlichste Stadt der Welt"- diesen Titel trägt es fast immer mit sich. Wie mir gleich gesagt wurde stimmt das nicht, die Hammerfester wollen diesen Titel nur haben. Es existiert eine noch nördlichere Stadt: Honnigsvåg. Leider nicht so groß wie Hammerfest und deshalb oft vergessen. Meiner Meinung nach ist in Hammerfest mehr eine Stadt zu erkennen als in Alta. Es hat ein Zentrum mit einer Einkaufsstraße, einen großen Hafen und ein interessantes arktisches Museum- welches ich mir bei meinem nächsten Besuch anschauen werde. Mit ca 9.400 Einwohnern ist es aber bei weitem nicht so groß wie Alta.
Wir waren dort zu einem Freundschaft-Volleyballspiel eingeladen. Es hat viel Spaß gemacht. Auf dem Hinweg konnte ich auch die wunderbare Natur genießen. Ungefähr drei Stunden muss eingeplant werden für den Weg von Alta nach Hammerfest. Ich habe oft bei einem Blick aus dem Fenster den Gedanken gehabt: „warum leben Menschen in diesen Breitengraden?“ Es ist eine extreme Natur: Schnee und Nichts weit und breit. Und trotzdem: ein kleines, rotes Haus am Wegrand. Wir fahren 40Minuten und es kam kein Weiteres... Rentiere auf den Hochebenen habe ich auch noch gesehen. Leider habe ich vergessen meine Kamerabatterien aufzuladen, dehalb habe ich nur zwei Bilder. Ich bin mir aber sicher, dass ich noch einmal Richtung Norden fahre.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Gullvvarm


Irgendwie habe ich mich schon immer gefragt was zwei dieser vermeintlichen "Lichtschalter" in meiner Wohnung sind, da nie eine Lampe leuchtete, wenn ich sie angeknipst habe.
Heute früh kam die Erleuchtung!! Ich stand am Waschbecken und meine Füße wurden gaaaanz warm von unten. Ich schaute runter, sah aber kein Wasserfleck oder irgend etwas was warm hätte sein können.
Was für ein Luxus: eine Fußbodenheizung!! "Gullvvarm" habe ich dann auch mal nachgeschaut- der fast abgekrazte Aufkleber hat mich vorher nie interessiert- und tatsächlich "Fußwärme". Na Mensch, der Winter kann wirklich kommen!!
Ps: Ich hatte diese wunderbare "Erleuchtung" heute früh und Bernhard in seiner Wohnung einen Rohrbruch...

Samstag, 17. Oktober 2009

ein Monat im Land des Brunost**

„Da stand ich nun, in dieser Nordnorwegischen Öde“, wie Lars Saabye Christensen* es beschreibt, und genauso habe ich mich vor genau einem Monat auch gefühlt. Kälte, unantastabre Weite und die karge Natur waren eine der ersten Dinge die ich vom hohen Norden Europas warnahm. Und da stand ich nun. In Alta.
Langsam erkenne ich den Charme, den diese „Öde“ hat. Kerzen, sehr gutes Essen, eine Strumpfhose mit wenigstens zwei paar Socken, kaum warten können wieder auf der Couch zu sitzen um stricken zu können und gute Musik verkörpern eine Atmosphäre, die in meiner Wohnung im ersten Monat in Alta in der Luft lag. Trotzdem sich dies ziemlich einsam anhört war ich das ganz und garnicht. Durch den Sport habe ich schon einige sehr liebenswerte Norweger/innen kennengelernt und mit ihnen nette Abende verbracht, natürlich mit gutem Essen und schöner Musik. Auch die zwei ehemaligen ASF’ler die nach ihrem Freiwilligendienst hier in Alta hängengeblieben sind haben mir schon den ein oder anderen Tag versüßt.
Das Leben in Alta ist gelassen, „was nicht heute passiert, passiert halt morgen“, beschreibt die Mentalität der Nordnorweger sehr gut. Eine enorme Spontanitätslust gehört dennoch immer dazu. So ist es mir nicht nur zweimal passiert, dass ich sehr kurzfristig gefragt wurde ob ich nicht Lust habe etwas zu unternehmen. Es hat eine gewisse Abenteuerlichkeit gemischt mit der Freude am Zusammensein. Diese Freude am Zusammensein hängt sicherlich auch mit den Bedingugen „hier oben“ zusammen. Menschen müssen bei dieser langen Dunkelheit einfach zusammenhalten. Im ersten Augenblick scheinen die Norweger/innen sehr verschlossen, werden sie aber einmal angesprochen „ist das Eis gebrochen“ und herzliche Einladungen werden einem entgegengebracht. So ist auch in Norwegen selten ein Haus verschlossen- was nicht nur metaphorisch gemeint ist.
„Die Stadt der Nordlichter“- Alta. In einem Satz beschreiben: keine attraktive Stadt, die durch die Natur 100%ig aufgewertet wird. Die Bewohner selbst verleugngen nicht, dass die Stadt unattraktiv ist, was natürlich mit der Geschichte zusammenhängt. Alta hat rund 18.000 Einwohner, verteilt auf über 15km Straßennetz. Ich habe bei Weitem noch nicht alles von der Stadt gesehen. Die hohen Berge und der entlos lange und sehr breite Altafjord sind immer ein Augenfang und aus dem Leben nicht weg zu denken. Genauso wenig wie die Hogskolen, Altas Universität, weg zu denken ist. Im künstlich erschaffenen „Alta Sentrum“ spielt sich daher viel des studentischen Lebens ab.
„Du kannst dich auf Betania freuen, es schwebt dort ein guter Geist in der Luft“, sagte mir die Länderbeauftragte von ASF bei unserem Seminar in Oslo. Schnell habe ich mitbekommen was sie meint. Es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre, nicht zuletzt durch die Bewohner geschaffen. Ich habe mich schon sehr an sie gewöhnt und verstehe schon vieles ohne Worte. Wenn diese doch einmal eine Rolle spielen, verstehe ich sehr viel und die Überwindung zum Sprechen klappt auch immer besser. Jeden Tag lerne ich neue Wörter, abends aufgeschrieben damit ich sie nicht vergesse, und am nächsten Tag schon benutzt. Die Arbeit macht mir Spaß, da ich mich gebraucht fühle. „Tina vi skå kjøre bil nå!“, kommt mir lachend ein Bewohner entgegen. Eine halbe Stunde später sitzen wir beide im Blå- Bus und fahren durch die Stadt. Dabei erzählt er mir aus seinem Leben gemischt mit Helikoptern die vor uns auf der Straße fahren. Betania wurde 1937 im Auftrag der örtlichen Pfingstgemeinde gegründet. Im Krieg wurde das Haus komplett zerstört und die Bewohner evakuiert. Nach dem Krieg wurde es komplett wieder aufgebaut und heutzutage wohnen dort 14 liebenswerte Bewohner. Meine Arbeit wird umrahmt von den täglichen Mahlzeiten, die ich den Bewohner austeile (im Zeitraum von 08.00 Uhr- 15.00 Uhr sind es drei Mahlzeiten), die restliche Zeit steht mir zur Verfügung. Ob Bingo, Spazieren gehen, Boccia, Mühle spielen, Seidenmalerei, Filmabende, Gymnastik, Auto fahren, Einkaufen oder Laufübungen- alles findet seinen Platz.
Es bleibt nur zu sagen: Auf einen weiteren, spannenden Monat hier in Alta.
Takk for i dag og vi snakker!
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*Lars Saabye Christensen: einer der bekanntesten norwegischen Schriftsteller, welcher weit über den skandinavischen Raum durch seinen Roman „der Alleinunterhalter“ bekannt wurde. Sehr empfehlenswert!
** Brunost: wörtl. übersetzt: brauner Käse. Ein Ziegenkäse mit Karamellgeschmack. Wenn man nicht weiß, dass es Käse ist, ist es sehr lecker. (für viele gewöhnungsbedürftig)





Donnerstag, 8. Oktober 2009

eintauchen in eine buntere Welt


Es ist immer wieder spannend, nun da ich fast alles verstehe was die Bewohner mir mitteilen möchten, in "ihre Welt" eintauchen zu dürfen. Heute stand ein rotes Pferd vor mir im Essensraum, während des Frühstücks, wie mir aufgeregt mitgeteilt wurde. Gestern flog ein UFO im Raum, als wir Seidenmalerei gemacht haben. Es ist eine Welt, die für die meisten Menschen die Vorstellungskraft übersteigt, nicht aber für einige Bewohner Betaniens. Es ist eine imaginäre Welt, die sie manchmal für mich öffnen. So hat sich die Bewohnerin enorm über das rote Pferd gefreut und alle im Raum mit ihrem Lachen angesteckt.
Dann wird das Schneetreiben und die Kälte vor der Tür gleich vergessen und nach noch einem Marmeladenbrot mit Sardinen gefragt...

Sonntag, 4. Oktober 2009

zwei Wochen in Alta

Heute vor zwei Wochen bin ich hier in der Finnmark angekommen. Ich muss sagen, dass ich mich schon sehr schnell an das Leben hier in Nordnorwegen gewöhnt habe. Ich gehe nicht ohne wenigstens vier Lagen Kleidung, Schal und Mütze aus dem Haus. Um kurz vor sechs wirds dunkel und die Berge sind mittlerweile Schneebedeckt. Minus 6°C hatten wir schon- meine Arbeitskollegen warnen mich vor, dass es ein kalter Winter werden wird.
Auf Arbeit habe ich mich sehr gut eingelebt. Ich habe meine Aufgaben, die ich jeden Tag erledige, aber ich habe auch sehr viel Freiraum um neue Ideen einzubringen. So mache ich jeden Morgen Frühstück für die Bewohner und helfe bei dem Essen geben. Bis zur morgentlichen Andacht räume ich die Tische ab und bereite schon den Essensraum für "Middag" vor. Nach der Andacht gehe ich mit Bewohnern spazieren, fahre den "Bla-Bus" (ein blauer Van mit Vierradantrieb)- so erlange ich gleich ein wenig Fahrpraxis und lerne Alta kennen, oder ich bastel/male. Jeder Bewohner hat seine eigenen Lieblingsaktivitäten und Dinge, die er/sie mit mir machen will. An manchen Tagen werde ich jede Minute von jemanden umringt, an anderen Tagen muss ich sie eher aufforden und motivieren. Ich bin mir sicher, dass es eine erfahrungsreiche Zeit wird, und ich freue mich auf das Kommende!
In meiner Freizeit habe ich einen Volleyball Verein gefunden, der mich herzlich aufgenommen hat. So trainiere ich zweimal die Woche zwei Stunden. Bald ist auch ein Wettkampf in Hammerfest- die nördlichste Stadt der Welt- auf den ich mich schon sehr freue.
Mit der Sprache geht es immer besser. Ich verstehe viele Dinge, jetzt muss ich mich nur dran gewöhnen mein englisch abzulegen. (was leichter gesagt ist, als getan). :)

Samstag, 26. September 2009

Samstag Abend um 23.40 Uhr

Meine erste Aurora Borealis!

Ich habe das erste Nordlicht gesehen. Es war viel beeindruckender als ich es mir vorgestellt habe!! Der dunkele Himmel wird überzogen von einem dunkel- bis hellgrünem Licht, welches sich durch den Wind ständig bewegt. Mal ist es als ein Band zusehen, drei Minuten später als ein Kringel. unglaublich schön.
Ich freue mich auf mehr...

ps: Fotos sind unmöglich, zum mindest mit einer normalen Digitalkamera, aber so sah es aus...









die ersten Tage im hohen Norden...

Hey alle sammen,

die herzlichsten Grüße aus dem hohen Norden, der Stadt der Nordlichter und Rentiere!
Bernhard und ich sind hier in Alta sehr gut angekommen. Aus dem Flugzeug sah die Landschaft enorm kark und unbewohnt aus. Die Wohnung ist richtig schön. Wir wohnen im Stadtteil „Bossekoppen“, am östlichen Stadtrand. Komplett eingerichtet und viel Tee wurde uns dagelassen. Die Skier standen noch vor der Tür… es wird hier Anfang Oktober mit dem ersten Schnee gerechnet, der für mindestens 6 Monate liegen bleibt. Ich habe von meinem „Zimmer“ (eher ein großes Zimmer mit vier Kammern und eine komplett ausgestatteten Küche- also echter Luxus!) von jedem Fenster Fjordblick. Der Altafjord ist traumhaft schön. Alta ist umgeben von vielen Bergen, die über 900 meter hoch sind. Am Wochenende werden wir die freie Zeit nutzen und den „Husfjell“ besteigen um einen traumhaften blick über die Finnmark zu bekommen.
Heute war mein erster Arbeitstag in Betania, welches praktisch direkt neben an ist. Es leben dort 15 Bewohner, wovon viele schizophren oder altersschwach sind. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und habe eigentlich den ganzen Tag gelächelt und mit der Stirn gerunzelt, weil ich eigentlich fast nichts verstanden habe. Ab und zu habe ich richtig auf norwegisch antworten können und dann haben sich alle- auch die Bewohner- gefreut. Trotzdem ist es sehr schwer mit den Bewohnern etwas zu machen, da ich ja nicht mit ihnen reden kann. Ich denke das wird sich aber sehr schnell ändern. Ich habe heute zwei Stunden Mühle gespielt mit einem Bewohner und ich habe nur ein mal gewonnen..
Mange hilsener,
Ha det!
Tina