Sonntag, 6. Dezember 2009

Eine kleine Ode an die norwegische Vorweihnachtszeit

Das norwegische Wort „koselig“ beschreibt eine der schönsten Zeiten des Jahres sehr gut. Wörtlich übersetzt heißt es so etwas wie „nett, gemütlich“, aber in dem Wort steckt so viel mehr. Gemütlich, bequem, angenehm, familiär… es ist eine wunderbare Zeit, die ich hier gerade erlebe und ich genieße sie in vollen Zügen.
Weihnachten/ „Jul“ ist etwas ganz besonderes hier in Nordnorwegen. Wahrscheinlich auch wegen der Dunkelheit ist es etwas worauf sich seit Ende November in dieser tristen Zeit gefreut wird. Seitdem kann alles mit „jul“ gekauft werden, so zusagen eine Art verweihnachtlichung des Alltags: „Julemelk“ (Weihnachtsmilch), „Juleøl“ (Weihnachtsbier) „Juleost“ (Weihnachtskäse)…
Es macht mich glücklich durch Alta zu laufen und die wirklich geschmackvoll geschmückten Häuser zu sehen, keins ist kitschig mit Santa auf dem Dach, sondern Lichterketten in den Bäumen und Kerzen im Fenster verschönern die Straßen und brechen die Dunkelheit. Da ich schon oft über die Dunkelheit gefragt wurde mache ich einen kleinen Einschub zur „Mørketid“ an dieser Stelle.
Die Sonne geht mittlerweile nicht mehr auf. Einen Sonnenaufgang habe ich seit dem 24. November nicht mehr gehabt, aber stock dunkel ist es trotzdem nicht. Ich lerne verschiedene Arten der Dämmerungen kennen. Diese Dämmerung, in der ein gewisses blaues Licht die Landschaft durchflutet, ist ca zwei Stunden am Tag. Den Rest des Tages ist es dunkel, stock dunkel. In keiner Weise ist es deprimierend aber müde bin ich trotzdem. Um Weihnachsten ist der dunkelste Tag des Jahres, wo es nur ein paar Minuten dämmrig ist. Die Menschen werden aber aus ihren Häusern mit Konzerten und Theaterstücken gelockt und es wird versucht sich zu treffen, auszugehen oder ins Kino zu gehen. Es ist eine gemütliche Zeit, draußen kalt und in den Häusern umso wärmer. In Betania habe ich schon Weihnachtskarten mit den Bewohner gebastelt und nächste Woche werden auch Pfefferkuchen gebacken. Das ist typisch weihnachtlich, viele Plätzchen werden hier aber nicht gebacken.
Das Event des Jahres sind die so genannten „Julebords“, die evtl mit betrieblichen Weihnachtsfeiern verglichen werden können. Jedoch mit einigen Unterschieden: viel „aufgetackelter“ und das „gesehen-und-gesehen-werden“ ist sehr groß, viel Alkohol umsonst und viel gutes, traditionell weihanchtliches Essen. Ich wurde von einer guten Freundin Helga zu ihrem Julebord eingeladen, der gestern war. Ich wurde schon aufgeklärt, wie diese Weihnachtsfeiern hier in Norwegen sind und hatte weder die richtigen Anziehsachen noch richtige Schuhe, was sich aber schnell und unkompliziert geändert hat. Es war wirklich sehr lustig gestern. Nächsten Freitag habe ich dann noch den Julebord von Betanien, wo sicher der Alkoholpegel nicht so hoch ist: die Institution gehört ja immerhin der Pfingstgemeinde an…
Ich freue mich auf mehr Plätzchen backen mit Bernhard und eine koselige Vorweihnachtszeit!
Gud Jul alle sammen!

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