Mittwoch, 7. Juli 2010

Dies und Das- aber WO bleibt der Sommer??

Norwegen- das Land hat viel zu bieten, wenn man alt genug ist!
Ich fuehle mich eigentlich nicht mehr minderjæhrig, weder gesetzlich noch gesellschaftlich. Nicht hier in Norwegen. Vorletztes Wochenende wurde ich um 23 Uhr aus einer Kneipe rausgeworfen- bei einer Feier zu der ich eigentlich eingeladen wurde. Da diese jedoch Punkt 23Uhr offiziell vorbei war, wurden alle unter 20jæhrigen rausgeworfen (was nur ich war). Schon leicht peinlich, wenn es draussen in Strømen regnet, das Fahrrad direkt im Regen geparkt ist, gefuehlte hundert Augen einen anstarren wenn man rausgeht und schon nach einem Schritt draussen plitsch nass ist. In Norwegen geht das Leben so richtig mit 20Jahren los. Kaum etwas geht vorher. Bier, Wein und Zigaretten kønnen ab 18 gekauft werden. Kneipen und Diskotheken ab 20, manchmal auch erst ab 25. Ich habe den ”Rauswurf” in gewisserweise mit einem Lachen genommen, fand es einfach witzig das einmal zu erleben! Da ich noch nie etwas über die strickten Gesetze bezüglich des Alkohols geschrieben habe- es doch als Mitteleuropäer das Erste ist was jedem in Norwegen ins Auge springt- werde ich es hier einmal anführen:
Bier und Wein bekommt man in jedem Supermarkt. Jedoch nicht an Wochentagen nach 20Uhr und Samstags nicht nach 16Uhr. An Wahltagen wird auch kein Alkohol verkauft, Alkohol- und Tabakkwerbung sind in ganz Norwegen verboten. Hochprozentige Alkoholitäten bekommt man im so genannten ”Vinmonopolet”, welches eingeschränkte Öffnungszeiten hat. Über Preise rede ich erst garnicht, dass kann sich jeder selbst denken, wenn die billigste 0.5l Bier Dose 24NOK kostet. (=ca. 2.60Euro). Mittlerweile sehe ich die Preise im Verhältnis, Schokolade die mir am Anfang extrem verteuert schien, nehme ich nun mit ohne mich groß drüber zu ärgern. Was solls’s halt...
Was gibt’s sonst noch Neues?
Ich arbeit oft Abends und am Wochenende in der Touristen Information hier in Alta. Zum einen sehr praktisch Geld zu verdienen zum Anderen wirklich eine interessante Erfahrung! Da es enorm viele deutsche Wohnmobil Touristen sind (jedes dritte Auto auf der Hauptstraße durch Alta ist ein Wohnmobil aus Deutschland), ist es nur praktisch drei Sprachen zu können. Ein großer Nachteil der Arbeit ist, dass ich eine gewisse Antipathie gegen Wohnmobilreisende entwickelt habe. Die Touristen fahren mit ihren vollkommen ausgestatteten Häusern durch wunderbare Natur, schauen aus dem mit blümchen Gardinen behängten Fenstern und machen jeden schönen Fleck am Fjord zu ihrem Eigen. Am besten sind immernoch die Wohnmobile wo bei der Windschutzscheibe zwei Teddys sitzen und drunter steht: ”Traude und Bernd auf Reisen”...Ich nehme es mit einem Lächeln.
Langsam macht sich auch Abschiedstimmung breit. Die Bewohner fragen immer öfter, ob ich mir nicht mitlerweile einen norwegischen Mann gesucht habe, damit ich hier bleiben kann. Bernhard und Ich haben einen großen Abschluss/Abschieds/Sommerball geplant. So möchte ich die Bewohner mit einem lächelnden Auge verabschieden und ihnen einen schönen Abend zurück geben für die wunderbaren Momente mit ihnen. Es wird sicher kein leichter Abschied, da ich jetzt aber zwei Wochen Ferien habe, bleiben nur noch zwei Wochen in Betania. Ich wünsche allen einen angenehmen Sommer und hoffe, dass ihr einige Sonnenstrahlen in den Norden schicken- noch ist nicht viel davon angekommen... Liebe Grüße von Tina

Montag, 17. Mai 2010

HURRA FOR NORGE!

Mit: „Gratulere med dagen“ wurde jeder heute begrüßt. „Hip- Hip- HURRA!“ wurde auf den Straßen gerufen, rot-weiß-blaue Flaggen säumten alle Häuser, Autos und Kinderwägen. Am 17.Mai feiern alle NorwegerInnen den Geburtstag ihres Landes. Es ist der größte nationale Festtag, an dem die Verfassung von 1814 gefeiert wird. Es ist ein patriotischer Tag mit Festumzügen, traditionellen Trachten, Blasmusik, Nationalhymne „ja vi elsker dette landet!“ („Ja, wir lieben dieses Land!“) und in Oslo der Königsfamilie. Ich habe den Tag auf Arbeit begonnen, es herrschte eine wunderbar, festliche Stimmung in Betania und die Bewohner haben sich auf den Umzug gefreut. Die Festkleidung, für manche auch ihre Familientrachten, wurde für diesen besonderen Tag angezogen. Anschließend bin ich ins Zentrum gegangen, wo sich die Menschen getroffen haben, es wurden Reden gehalten, die Nationalhymne gesungen und Eis gegessen. Es ist vorallem ein Tag der Kinder, die Schulen und Kindergärten bilden einen großen Teil der Umzüge: bunte Luftballons so weit das Auge reichte! Mit dem heutigen Tag wird auch der Frühling gefeiert, der Schnee ist endlich weg und die Birken fangen an zu blühen. Glücklicherweise haben wir heute den schönsten 17.Mai seit 50 Jahren- sonnige 20°C, so konnte jeder den Frühling richtig genießen. Überwältig von der Farbenpracht bin ich noch immer. Egal wo ich hingeschaut habe, Flaggen über Flaggen. Die Bilder werden sicher einen kleinen Eindruck davon vermitteln können. In Oslo winkt die Königsfamilie vom Balkon des Schloßes dem Umzug mehrere Stunden lang zu, natürlich wird dies per Fernseher übertragen, sodass in Betania heute die Bewohner gespannt dem Treiben in Oslo folgten. Für viele NorwegerInnen unverständlich, dass kaum ein weiteres Land seinen Nationalfeiertag mit so viel Patriotismus begeht, gelacht und gescherzt über die Schweden wird immer: „Ach, die können nicht richtig feiern!“ Das ich keine patriotische Deutsche bin, verstehen nur sehr wenige. „Wir sind ein altes Vikingervolk, und trotzdem stolz auf unser Land!“, meinte eine Kollegin zu mir. NorwegerInnen lieben ihr Land... Es war eine sehr spezielle Erfahrung und besonders diese in Alta erleben zu dürfen! HURRA FOR NORGE!

Montag, 10. Mai 2010

Eine Atombome über unserem Auto am Altafjord


„Tina, setz dich doch mal zu mir!“, ruft mir ein älterer Herr von der Couch aus zu. Mit meiner Tasse Tee in der Hand, habe ich mich gegenüber von ihm gesetzt.
„Weißt du ich bin krank.“ Mit diesem einfachen Satz begann eine Unterhaltung, die ich nicht vergessen werde. Ein schizophrener Mann erklärt mir was Schizophrenie ist, wie diese sich auf ihn auswirkt und was er darüber denkt. Er erklärt und erläutert mir sein Krankheitsbild so sachlich und detailliert, wie ich es nicht erwartet hätte. Dieser Mann, der eine psychische Krankheit seit Kindertagen hat, konnte so abstrahiert und von sich erzählen, als wenn ein Psychologe mir gegenüber gesessen und von diesem Mann erzählt hätte. Nach über einer Stunde philosophieren und die Psyche des Menschen versuchen zu erklären, meinte er: „Schön, dass du dich gesetzt und mir zugehört hast.“ So etwas ist für mich selbstverständlich. Ich bin im Dagsenter/Møteplassen (Tageszentrum/Treffpunkt) zweimal wöchentlich, zum zuhören und erzählen. Diese Art Cafe mit Aktivitätsraum bietet jeden Tag Menschen, die in der Umgebung Betanies oder im Raum Alta wohnen, sich dort zu treffen. Es ist in der ersten Etage Betanias. Die Besucher sind alle sehr unterschiedlich, alle haben in ihrer Weise Leiden, oft psychische. Sie wohnen selbstständig und somit ist die Aufgabe vom Dagsenter, die Leute zu sozialisieren und für sie da zu sein. Das wichtigste dabei ist sich zu unterhalten. Mit dem Mann verbindet mich seit der Unterhaltung etwas und ich kann mich in seine unheilbare Situation in gewisser Weise hinein versetzen…
Schizophrenie, was ist das eigentlich? …Ein Mensch mit zwei Persönlichkeiten!, ist oft die einfache Antwort, welche wir irgendwann einmal aufgeschnappt haben. Doch ist dies sehr flach. Schizophrenie wird in sehr unterschiedliche Typen unterschieden, welche sich an den Symptomen orintieren. Es kann gesagt werden, dass die meisten Menschen, die an Schizophrenie leiden, Wahn und Halluzinationen haben, aber auch Störungen der Motorik oder der Emotionen können Symptome sein. Vor einer Woche bin ich zum Beispiel mit mehreren Bewohnern auf Tur (Tour) mit dem Auto gefahren. Bei einem Kaffepäuschen am Fjord schaut mein Beifahrer mit großen Augen in die Luft und meint: „det er en Atombomb!“/ ”da ist eine Atombombe!” Auf der Rückbank des Blå-Busses wurde es auch gleich hektisch und ein großes: „Wooooo?“ wurde gerufen. Ich schaute nach oben und musste schmunzeln. Ein großer, schwarzer Seeadler mit weißem Kopf hatte sich auf Jagd begeben. Ich habe erklärt, dass es ein Adler sei und alle waren beruhigt. Ein paar Minuten später war mein Beifahrer noch aufgeregter und meinte: „det er en store fly!“/ „da ist ein großes Flugzeug!“ Er liebt Flugzeuge und ich habe ihn diesmal nicht berichtigt. Es ist eine Welt, die vieles bunter macht und von unserer Realität abschweift.
Schizophrene Menschen durchleben gewisse Phasen, in denen z.Bsp Halluzinationen vermehrt auftreten. Starke Medikamente versuchen in diesen Situationen die Kranken in unsere Realität „zurück zu holen“. Es ist eine Krankheit die nicht angeboren ist. Bei den meisten Menschen bricht sie zwischen der Pubertät und dem 30igsten Lebensjahr aus. Durch Schlüsselerlebnisse, wie z.Bsp Krieg, kann Schizophrenie auch in der Kindheit ausbrechen. Die Ursachen des Ausbruchs sind nicht vollkommen erforscht, oft sind es jedoch genetische Veranlagungen.
Ich kann sagen, dass schizophrene Menschen unglaublich herzlich sind. Sie haben eine andere Welt, in die ich immer öfter mit eintauchen darf. Ich genieße die Arbeit im Dagsenter, aber auch in der Wohnabteilung „oben“, macht es mir immernoch Spaß. Mittlerweile habe ich regelmäßge Aktivitäten mit einigen Bewohnern, wobei ich von einer Bewohnern jeden Tag an das Schwimmen am Mittwoch erinnert werde...

Montag, 19. April 2010

Guiden, reiseführen durch Alta


Mitte März kam ein riesiges Kreuzfahrtschiff mit über 600 britischen Touristen, welche verschiedene Ausflüge rund um Alta gebucht hatten. Bernhard und Ich haben uns gemeldet, durch Alta zu führen. Es war eine sehr spannende und interessante Erfahrung. Ich möchte einige Sachen über Alta hier aufschreiben, die ich vor dem Guidekurs nicht wusste:

-Alta hat den einzigen Hafen in ganz Norwegen, der direkt neben dem Flughafen liegt
-über 38 Sportverein mit 6000 Mitglieden
-330km Schneescooter Loipe, das bedeutet, dass er mehr Wege für Schneemobile gibt, als für Autos
-nördlichster Kiefernwald der Welt
-Norgwens größtest und das nördlichste Eishotel der Welt (von Januar-April)
-größtes Schiefervorkommen in Westeuropa mit hoher Qualität
-einer der besten Lachsflüsse der Welt, berühmt unter Fischern. Das durchschnittliche Gewicht eines Lachses beträgt 10kg
-Niederschlag beträgt 340mm/Jahr. Berlin hat 2000mm/Jahr und die Sahara hat einen Niederschlag von 400mm/Jahr. Alta ist so trocken wie eine Wüste.
-die frühere, hölzerne Start/Landebahn des Flughafens wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Widerbau der Stadt verwendet und einige Häuser wurden damit wiederaufgebaut

Fakten, die einladen den Norden zu besuchen. Auch wenn in Reiseführern über Norwegen die Region Finnmark oft nur zwei Seiten einnimmt.

Freitag, 9. April 2010

Norwegische Ostern- Norsk Påske









Kvikk Lunsj + Apfelsine + Skifahren = Ostern in Norwegen

Jeder typische Norweger hat es so letztes Wochenende gemacht. Hinaus in die Berge mit Kind und Kegel dort Skigefahren, Apfelsine und Kvikk Lunsj gegessen und die Sonne genossen. Alta war ziemlich leer, da alle die eine Hütte besitzen dort waren, jedenfalls nicht in der Stadt. Grundsätzlich kann ich sagen, dass jede Familie eine Hütte besitzt, die in den Generationen weitergereicht wird. Dort vebringen sie dann das Wochenende gemeinsam, oder genießen über Ostern das intensive Skifahren.
Mein Osterfest war ein sehr spezielles und anderes dieses Jahr!
Es begann damit, dass ich Karfreitag und Ostersamstag gearbeitet habe, um mir später wegen eines wunderbaren Besuches von Freiwilligen aus dem Süden freinehmen konnte. In den Tagen vor Ostern ist es unglaublich warm geworden! Die Sonne wärmt so gut auf, dass ich seit 5 Monaten wieder ohne Strumpfhose eine Jeans anziehen kann! Der Schnee ist ziemlich matschig aber mittlerweile kaum noch verhanden. Es ging sehr schnell. Trotzdem wird sicherlich die ein oder andere Ladung Schnee noch kommen. Gestern saß ich den ganzen Tag draußen in der Sonne und habe die herrlichen Temperaturen genossen!
Ostersamstag ging es für eine Bewohnerin, Bernhard und mich nach Kautokeino. Dort findet jährlich ein Osterfestival statt! Kautokeino liegt im Landesinneren, 3Std Autofahrt von Alta entfernt. Es ist eine samische Stadt und das Osterfestival auch ein Bestandteil der samischen Osterfeiertage. So habe ich meiner samischen Bewoherin frühs geholfen in ihre Tracht zu schlüpfen, alle Broschen und Tücher an der richtigen Stelle festgemacht und im Blå-Bus ging es auf nach Kauto! Dort angekommen haben wir der Weltmeisterschaft im Rentierrennen mitgefiebert und mitgefroren. Die Rentiere und ihre Muschas rennen 1 km in 1.16min. Bis zum Ende haben wir nicht durchgehalten, da der Wind sehr kalt war. Stattdessen haben meine Bewohnerin und Ich uns zum shoppen aufgemacht. Samische Stände gab es überall, von Kleidung aus Rentierfell über Rentierfelle bis hin zu Rentierblut und Fleisch gab es einiges im Angebot. Letztendlich habe ich zusammen mit ihrer Beratung das beste Rentierfell ausgesucht, welches mir in der Zukunft viele Wanderungen erleichtern wird. Großer Bestandteil des Osterfestivals sind auch Konzerte, wie der Samische Grand Prix. Leider fand dieser Samstag Abend statt, wo wir alle sehr müde waren. Es war ein sehr lustiger und spannender Ausflug, nicht zuletzt wegen meiner herzlichen Bewohnerin.
Ostersonntag haben wir Besuch von drei Freiwilligen aus dem Süden Norwegen bekommen. Mit wunderbaren Wetter hat sich Alta mit seiner schönsten Seite gezeigt! Ein Lagerfeuer auf einem Hügel am Fjord und ein Nordlicht haben Ostern wunderschön abgerundet. Das Nordlicht war bestimmt eins der letzten, da es mittlerweile sehr hell ist. Die Sonne geht um 04.52 auf und um 20.16 unter. Endlich habe ich rausbekommen, wie ich auch mit meiner Kamera Fotos des Nordlichts machen kann. Besser spät als nie, trotz ohne Stativ sind sie ganz gut geworden, wie ich finde.

Auf meiner Arbeit läuft es sehr gut. Mit einer Bewohnerin gehe ich Mittwochs zu zweit schwimmen, mit einem anderen Bewohner war ich bei einem ABBA Konzert- ich genieße es sehr! Zwei Tage die Woche arbeite ich im Dagsenter (Tageszenter), welches unter meiner eigentlichen Abteilung liegt. Dort kommen täglich Menschen mit psychischen Einschränkungen oder Drogenproblemen hin. Es ist eine sehr andere Arbeit als „oben“, da Konversationen mehr im Mittlepunkt stehen als Aktivitäten. Mich bereichert es ein wenig Abwechslung zu haben!
Ich genieße den Frühling in Alta und freue mich auf die ersten Blumen, die wahrscheinlich noch eine weile auf sich warten lassen..

Samstag, 20. März 2010

Campen bei -23°C

Eine verrückte Nacht

Eigentlich war es eine sehr spontane Aktion gestern Abend. Bernhards Arbeitskollege, aus Großbritannien, hat uns auf eine Camping Tour eingeladen. Das Wetter war relativ mild in den letzten Tagen und wir waren alle guter Hoffnungen. Ich habe mir das dickste angezogen, was ich besaß, aber diese Nacht war extrem!
Wir sind mit dem Auto 30min nordwerts von Alta gefahren und haben das große samische Zelt in der Wallachei aufgebaut. Umgeben von wunderschön,tanzenden Nordlichtern, die komplett den ganzen Himmel überzogen, und der ganze Himmel bedeckt mit Sternen, standen wir 30cm tief im Pulverschnee und haben ein Lagerfeuer gemacht. In den samischen Zelten ist es üblich ein Feuer im Zelt zu machen, da ich das wusste, konnte ich mir die Nacht auch nicht sooo kalt vorstellen. Nach einem leckeren Abendbrot, habe ich mich eingemummelt in meinen Schlafsack, 5 Paar Socken an, 7Lagen am Oberkörper und 3 an den Beinen. Rentierfelle unter und über mir haben wirklich sehr, sehr gut die Wärme isoliert! Das ist eine Sache, die ich gelernt habe: immer ein Rentierfell dabei haben, bei solchen Aktionen. Hoffend, nicht irgendwann auf Toilette zu müssen, bin ich wirklich eingeschlafen. Doch in der Nacht wurde es verdammt kalt. Es waren um die -23°C. Als wir dann frühs aufgewacht sind, war der Sonnenaufgang, der Schnee und die Einsamkeit unglaublich! Alle Zehen haben überlebt und alles in allem war es eine unglaublich Nacht, die ich nicht vergessen werde!

Dienstag, 16. März 2010

Unglaubliche Atmosphäre, das Ereignis des Jahres

Borealis Winterfestival und Finnmarksløpet

Letzte Woche wurde das Winterfestival in Alta eröffnet. Dieses Festival findet jedes Jahr um die gleiche Zeit statt und verbindet einige spezielle Ereignisse. Zu dem Festival gehören unter Anderem viele Konzerte, Partys aber auch Skirennen und die Finnmarksløpet.
Finnmarksløpet ist die Bezeichnung für das größte Hundeschlittenrennen Europas, das nördlichste und zweit längste der Welt. Es wird unterteilt in zwei Rennen. Muschas mit acht Hunden start ein Rennen über 500km und Muschas mit 14 Hunden legen eine Strecke von 1000km zurück! Eine Strecke länger als Berlin-München in 5 bis 6 Tagen, durch eine Wüste aus Schnee, Eis und unberührter Natur. Von Alta bis an die russische Grenze nach Kirkenes und zurück. Es ist einfach gigantisch! Die Finnmarksløpet ist jedes Jahr ein Highlight, sie fand dieses Jahr zum dreizigsten Mal statt, mit Teilnehmen aus 13 verschiedenen Ländern. Kronprinz Haakon hat es sich nicht nehmen lassen, dass Rennen zu eröffnen. Es ist ein Sport der Extreme, der enorm viel Vorbereitung und Training voraussetzt.
Ungefähr 2000 Menschen haben den Start im Zentrum von Alta letztes Wochenende angeschaut. Es war eine unglaubliche Atmosphäre so viele Leute in Alta zu sehen, gute Musik, wunderbarer Sonnenschein und milde Temperaturen. Ich habe ein Video hochgeladen, wo ihr evtl die Atmosphäre etwas nachempfindet könnt, weitere Fotos folgen.
Ich habe in den letzten Wochen eine andere Seite von Alta kennen gelernt. Ein wunderbares Gefühl, bei milden Temperaturen, mit Schnee und Sonnenschein spazieren zu gehen, viele Menschen, viele Aktivitäten und einen zauberhaften Charme!

nur noch 500km! Finnmarksløpet 2010!

Samstag, 27. Februar 2010

Norwegen und der Wintersport- Olympische Spiele in Vancouver

Ein kleiner Einblick in meine tägliche Arbeit

Schon vor den Olympischen Spiele, wurde viel in der Öffentlichkeit über Vancouver gesprochen. Auch auf unserer Milchpackung lächelt mich täglich ein norwegischer Athlet an und erzählt mir sein Motto für Olympia und wie Milch am Besten schmeckt. Für Norwegen als Wintersportnation ist es selbstverständlich das Ereignis.
Die Atmosphäre war auch in Betania zu spühren, ich merkte aber schnell wer der Bobsport Experte war, wer Skispringen gut fand und wer beim Eiskunstlaufen eingeschlafen ist. Auf jedenfall läuft der Fernseher jeden Tag mit der Übertragung von Olympia.
Ich war mir sicher, dass eine Bewohnerin Eiskunstlaufen lieben wird. Ruhige Musik, graziöse Menschen und hübsche Kostüme anschauen, scheint geradezu wie gemacht für sie. Als ich den Fernseher anschaltete und ihr Paarlauf gezeigt habe, war sie hin und weg. Das lustige war, dass sich innerhalb von 10minuten fast alle Bewohnerinnen vor dem Fernseher angesammelt haben, Kollginnen noch dazu. Kein Mann hat sich dazu gesetzt. Ein Bewohner kam dann dazu und fragte etwas abfällig, wann dann endlich wieder Skispringen übertragen werde. Er wurde dann von einer Dame zu seiner Rechten deutlich gebeten ruhig zu sein. Es war eine lustige Situation und ich werde jetzt täglich gefragt, wann denn wieder „die hübschen Männer eislaufen?!“

Februar ist nun auch schon vorbei und die Hälfte meiner Zeit in Alta ist vergangen. Viel steht noch an, besonders der März wird sehr aufregend. Die Finnmarkslopet (das größte Hundeschlittenrennen Europas, und das Zweitgrößte der Welt) beginnt, ein Literaturfestival und immer mehr Sonne kündigen sich an. Mittlerweile haben wir Sonne/Licht von 07. 05 Uhr bis 16.23 Uhr. Es ging nach der Dunkelzeit gigantisch schnell und am 21.Mai werden wir dann mit Mitternachtssonne beglückt werden! Das Wetter hat sich nicht geändert, 6Monate Winter in Alta ist eine vollkommen richtige Aussage. Ich weiß nicht mehr wie Alta ohne Schnee aussah. Bei den täglichen -20°C ist auch erstmal kein Frühling in Sicht. Mitte März haben sich zwei Winterkreuzfahrtschiffe in Alta angemeldet mit jeweils bis zu 600 Touristen. Bernhard und ich haben an einem Guidekurs teilgenommen, damit wir dann guiden können. Es wird sicher lustig und eine kleine Einnahmequelle nebenbei ist auch praktisch. Ich bin gespannt wie es wird!
Ha det kjempe bra,
din Tina

Freitag, 12. Februar 2010

Sieben wichtige Tipps zum Autofahren im NORDnorwegischen Winter!

Es sind Tipps, die leicht vergessen werden, irgendwann Routine werden und hier zum Alltag gehören. Für Mitteleuropäer teilweise gewöhnungsbedürftig, sind es Erfahrungen die ich schon machen „durfte“.

*bei „normalen“ Temperaturen:
1. die Trinkflasche oder die Colaflasche nicht vergessen mit raus zu nehmen, sonst kann es platzen und bei dem „Autoauftauen“ bemerkt man erst die kleine Sauerei
2. NICHT wie in der guten Fahrschule gelernt „Gang raus, Handbremse an!“ sondern genau das umgekehrte: „Gang rein, Handbremse weg!“, so friert die Handbremse nicht ein. Übernacht kann das Wetter sehr umschwingen und sehr kalt werden
3. es kann verdammt, verdammt glatt sein um den Gefrierpunkt! Ohne Spikes am Reifen geht hier nichts! Am Besten Spikes und Vierradantrieb (nicht ohne Grund fahren viele hier dicke „Amischlitten“). „Wenigstens einmal im Winter im Graben liegen ist Durchschnitt“, wurde mir von einem Bekannten berichtet

*bei kalten Temperaturen (unter -20°C)
1. 30min bevor man fahren will, das Auto in die Steckdose stecken. Sie sind auf jedem Parkplatz auch vor dem Supermarkt und vor Häusern mehr oder weniger gut zu sehen. So wird der Motor vorgeheizt = Auto springt hoffentlich an
2. für kurze Pausen, wie vor dem Blumenladen, das Auto einfach an lassen, so friert der Motor nicht unerwartet ein. Geklaut wird nicht
3. Füße abtreten vorm Einsteigen nicht vergessen! … wenn Schnee ins Auto kommt und der übernacht gefriert, kann es sehr glatt werden. Nicht gerade Positiv zum Autofahren!
4. Je kälter es ist, desto besser kann gefahren werden! Selbst auf Eisflächen ist es bei unter -20°C nicht glatt, da das Eis dann geriffelt ist.

„Godt Tur!“ Gute Fahrt!

Montag, 25. Januar 2010

Trondenes Fort- erschreckend, erschütternd, widerlich


Die größte landgestützte Kanone der Welt: „Barbara“.
Das Trondenes Fort liegt in der Nähe von Harstad, 119 km nordwestlich von Narvik. In sehr guten Zustand kann dort die besagte Kanone besichtigt werden. Jedoch ist es nicht nur eine Führung durch das Geschütz, es ist vielmehr eine Vorführung der Technik. Nicht nur einmal, während unser Guide Hebel betätigte und an Stahlseilen zog, habe ich mich gefragt: „warum wird eine solche Kanone noch so gepflegt, dass sie jederzeit einsatzbereit ist?!“
„Auf der Befestigungsanlage Trondenes Fort steht in einer wunderschönen Küstenlandschaft die Adolfskanone. Das Kaliber des Kanonenrohrs beträgt 40.6cm, die Reichweite 56 km“, so beginnt die Informationsbroschüre zum Fort. Ich hatte ein Gefühl der Absurdität während der gesamten Führung. Eine riesen Kanone aus dem Zweiten Weltkrieg steht in einer bilderbuchartigen Natur. Es ist ein Mordinstrument, welches immernoch funktioniert.
Trondenes war Teil des Atlantikwalls, die Verteidigungslinie der deutschen Wehrmacht. 1934 hatte Krupp die „40.6cm Kanonen“ hergestellt, ein ursprünglicher Versuch der militärischen Großmacht einer Marine. Dieser Plan zerschlug, unter Anderem durch enorme Verluste der Marine beim Angriff auf Norwegen, und die Kanonen wurden sechs Jahre später (1940) als Artillerie an Land eingesetzt. Es wurden insgesamt acht „40.6cm Kanonen“ produziert, zwei wurden in der Nähe von Narvik erichtet. Strategisch aufgebaut, um die Hafenzufahrtswege nach Narvik zu sichern, wurden die Kanonen letzlich zu Probeschüssen und technischen Erprobungen eingesetzt- 1957 durch Norwegen das letzte Mal. Die großen Eisenerz Vorkommen in Narvik waren eine wichtige Ressource für die Waffenproduktion, da das deutsche Reich einen jährlichen Verbrauch von rund 11millionen Tonnen an Erz hatte.
Heutzutage gehört das Fort zu den nationalen Festungsanlagen in Norwegen, wird aber trotzdem als „friedlicher Platz“ in der Broschüre beschrieben. dies enthält auch mehr Ironie als alles Andere. Führungen werden von „Adolfkanonens Venner“ (Adolfkanonens Freunde) veranstaltet: ehemalige Soldaten, die freiwillig die Kanone instandhalten und restaurieren. Dabei scheint es mir als beigeistert sie die Kriegstechnik enorm und Sätze wie:„Schaut her, dass funktionierte so…“ und ein Hebel wurde betätigt- die Kanonenklappe sprang auf- waren allinklusiv.
Warum sie so instandgehalten wird, dass sie funktionstätig ist, bleibt die große Frage. 800 russische Kriegsgefangene, die die Kanone aufbauen mussten, starben dabei. Ihnen soll gedacht werden. Jemanden so gedenken, der gezwungen wurde die Waffe aufzubauen, die immernoch funktionsbereit gehalten wird, ist in sich unstimmig.
Wahrscheinlich bleibt es ein Machtwerk und „Spielzeug“ der militanten Rentner, die sich mit der Kriegstechnik des Zweiten Weltkrieges begeistern können. Ob sie einen Besuch wert ist, muss jeder selbst entscheiden, für mich war es erschütternd.

Sonntag, 24. Januar 2010

Seminar auf Soltun

Neun Tage ASF Seminar auf Soltun, in der Folkehøgskole sind vorbei. Ich bin am 13. Januar frühs mit dem Flugezug von Alta nach Tromsø geflogen. Ich hatte den gesamten Tag dort, da ich erst um 16 Uhr mit der Fähre weiter gefahren bin. Es war ein ganz besonderes Erlebnis für mich eine fremde Stadt allein zu erkunden. Tromsø ist die nördlichste Universitätsstadt der Welt und von Alta aus 45min mit dem Flugzeug Richtung Süden. Ich habe mich wieder wie in Norwegen gefühlt: wunderschöne, bunte Holzhäuser und den typischen Charme, den Alta leider nicht hat. Ich habe das Polarmuseum angeschaut sowie die nördlichste, protestantische Domkirche von 1861, die auch Norwegens einzigste Holz Kathedrale ist.
Nach drei Stunden Fähre bin ich in Harstad angekommen, auf den Vesterålen. Es liegt immernoch nödrlich des Polarkreises, in der Nähe von Narvik.
Es war interessant die anderen Freiwilligen wieder zu sehen- sie habenzum ersten Mal ein Nordlicht gesehen und so groß war auch die Aufregung dann. Das Seminar an sich war nicht so doll, ein Ausflug hat mich jedoch sehr geprägt worüber ich bald einen Blogeintrag schreiben werde: die größte landbasierte Kanone der Welt. Wir waren auch wandern und haben die wunderbare Natur der Vesterålen genossen. Ich denke die Bilder sprechen mehr als meine Worte (siehe Ordner „Januar 2010“).
Zurück in Alta vergeht die Zeit sehr schnell. Jetzt, da die Sonne langsam wieder zurück kommt stehen mehrere Aktivitäten und Ereignisse an, auf die ich mich sehr freue. Die Dunkelzeit ist endlich zu Ende und das ist auch gut so! Es war eine interessante Erfahrung in der Dunkelheit zu leben, aber sehr anstrengend! „Here comes the sun“ von den Beatles beschreibt meine jetzige Situation sehr gut…


Samstag, 9. Januar 2010

Godt nyttår alle sammen!

Nach einem gelungen Überrschungs-weihnachtsbesusch in Deutschland bin ich am 30.12. hoch nach Oslo geflogen um Sylvester mit den anderen Norwegen FW zu feiern. Ein riesen Feuerwerk über Oslos Hafen hat die Perfektion der norwegische Pyronadetechnik gezeigt. Neujahr bin ich dann mit Bernhard hoch nach Alta geflogen und wir haben die Sonne hinter uns gelassen. Jetzt wo wir beide sonnige Tage hatten ist es noch schwerer in den „dunkelen Alltag“ zurück zu kehren- obwohl die Tage täglich heller werden. Am 21.Januar steigt die große Feier: da wird die Sonne wieder zu sehen sein!!
„HALLO es ist Sommer!!“- aufgeregt und vollkommen ernst meinte Bernhard das heute beim Frühstück zu mir: es waren nur -5°C. Die letzten Wochen waren sehr, sehr kalt und Tage an denen es nicht wärmer als -25°C geworden ist, waren nicht die Seltenheit.
Nach Weihnachten ist es ein schönes Gefühl endlich wieder in Alta zu sein. Auch auf meiner Arbeit wurde ich sehr vermisst und ich wurde mit Umarmungen und Küsschen begrüßt. Zur Zeit ist es etwas chaotisch, da sich der Frühstücksraum geändert hat. Für einige Bewohner sehr unverständlich, warum nach einigen Jahrzehnten nicht mehr im Speisesaal gefrühstückt wird, für mich chaotisch da ich alles neu einrichten und organisieren muss.
Nächste Woche fliegen wir nach Soltun was auf den Lofoten liegt- in der Nähe von Narvik. Dort haben wir ein ASF Seminar elf Tage lang. Einige Programmounkte werden zweisprachig stattfinden, da wir in der Folkehøgskolen mit norwegischen Jugendlichen zusammen wohnen (dort arbeiten auch zwei FW). Es wird sicher interessant und schön nochmal der Sonne entgegen zu fliegen!
Auf ein wunderbares, neues Jahr og godt nyttår!
Hilsen fra Tina