Donnerstag, 22. Oktober 2009

Gullvvarm


Irgendwie habe ich mich schon immer gefragt was zwei dieser vermeintlichen "Lichtschalter" in meiner Wohnung sind, da nie eine Lampe leuchtete, wenn ich sie angeknipst habe.
Heute früh kam die Erleuchtung!! Ich stand am Waschbecken und meine Füße wurden gaaaanz warm von unten. Ich schaute runter, sah aber kein Wasserfleck oder irgend etwas was warm hätte sein können.
Was für ein Luxus: eine Fußbodenheizung!! "Gullvvarm" habe ich dann auch mal nachgeschaut- der fast abgekrazte Aufkleber hat mich vorher nie interessiert- und tatsächlich "Fußwärme". Na Mensch, der Winter kann wirklich kommen!!
Ps: Ich hatte diese wunderbare "Erleuchtung" heute früh und Bernhard in seiner Wohnung einen Rohrbruch...

Samstag, 17. Oktober 2009

ein Monat im Land des Brunost**

„Da stand ich nun, in dieser Nordnorwegischen Öde“, wie Lars Saabye Christensen* es beschreibt, und genauso habe ich mich vor genau einem Monat auch gefühlt. Kälte, unantastabre Weite und die karge Natur waren eine der ersten Dinge die ich vom hohen Norden Europas warnahm. Und da stand ich nun. In Alta.
Langsam erkenne ich den Charme, den diese „Öde“ hat. Kerzen, sehr gutes Essen, eine Strumpfhose mit wenigstens zwei paar Socken, kaum warten können wieder auf der Couch zu sitzen um stricken zu können und gute Musik verkörpern eine Atmosphäre, die in meiner Wohnung im ersten Monat in Alta in der Luft lag. Trotzdem sich dies ziemlich einsam anhört war ich das ganz und garnicht. Durch den Sport habe ich schon einige sehr liebenswerte Norweger/innen kennengelernt und mit ihnen nette Abende verbracht, natürlich mit gutem Essen und schöner Musik. Auch die zwei ehemaligen ASF’ler die nach ihrem Freiwilligendienst hier in Alta hängengeblieben sind haben mir schon den ein oder anderen Tag versüßt.
Das Leben in Alta ist gelassen, „was nicht heute passiert, passiert halt morgen“, beschreibt die Mentalität der Nordnorweger sehr gut. Eine enorme Spontanitätslust gehört dennoch immer dazu. So ist es mir nicht nur zweimal passiert, dass ich sehr kurzfristig gefragt wurde ob ich nicht Lust habe etwas zu unternehmen. Es hat eine gewisse Abenteuerlichkeit gemischt mit der Freude am Zusammensein. Diese Freude am Zusammensein hängt sicherlich auch mit den Bedingugen „hier oben“ zusammen. Menschen müssen bei dieser langen Dunkelheit einfach zusammenhalten. Im ersten Augenblick scheinen die Norweger/innen sehr verschlossen, werden sie aber einmal angesprochen „ist das Eis gebrochen“ und herzliche Einladungen werden einem entgegengebracht. So ist auch in Norwegen selten ein Haus verschlossen- was nicht nur metaphorisch gemeint ist.
„Die Stadt der Nordlichter“- Alta. In einem Satz beschreiben: keine attraktive Stadt, die durch die Natur 100%ig aufgewertet wird. Die Bewohner selbst verleugngen nicht, dass die Stadt unattraktiv ist, was natürlich mit der Geschichte zusammenhängt. Alta hat rund 18.000 Einwohner, verteilt auf über 15km Straßennetz. Ich habe bei Weitem noch nicht alles von der Stadt gesehen. Die hohen Berge und der entlos lange und sehr breite Altafjord sind immer ein Augenfang und aus dem Leben nicht weg zu denken. Genauso wenig wie die Hogskolen, Altas Universität, weg zu denken ist. Im künstlich erschaffenen „Alta Sentrum“ spielt sich daher viel des studentischen Lebens ab.
„Du kannst dich auf Betania freuen, es schwebt dort ein guter Geist in der Luft“, sagte mir die Länderbeauftragte von ASF bei unserem Seminar in Oslo. Schnell habe ich mitbekommen was sie meint. Es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre, nicht zuletzt durch die Bewohner geschaffen. Ich habe mich schon sehr an sie gewöhnt und verstehe schon vieles ohne Worte. Wenn diese doch einmal eine Rolle spielen, verstehe ich sehr viel und die Überwindung zum Sprechen klappt auch immer besser. Jeden Tag lerne ich neue Wörter, abends aufgeschrieben damit ich sie nicht vergesse, und am nächsten Tag schon benutzt. Die Arbeit macht mir Spaß, da ich mich gebraucht fühle. „Tina vi skå kjøre bil nå!“, kommt mir lachend ein Bewohner entgegen. Eine halbe Stunde später sitzen wir beide im Blå- Bus und fahren durch die Stadt. Dabei erzählt er mir aus seinem Leben gemischt mit Helikoptern die vor uns auf der Straße fahren. Betania wurde 1937 im Auftrag der örtlichen Pfingstgemeinde gegründet. Im Krieg wurde das Haus komplett zerstört und die Bewohner evakuiert. Nach dem Krieg wurde es komplett wieder aufgebaut und heutzutage wohnen dort 14 liebenswerte Bewohner. Meine Arbeit wird umrahmt von den täglichen Mahlzeiten, die ich den Bewohner austeile (im Zeitraum von 08.00 Uhr- 15.00 Uhr sind es drei Mahlzeiten), die restliche Zeit steht mir zur Verfügung. Ob Bingo, Spazieren gehen, Boccia, Mühle spielen, Seidenmalerei, Filmabende, Gymnastik, Auto fahren, Einkaufen oder Laufübungen- alles findet seinen Platz.
Es bleibt nur zu sagen: Auf einen weiteren, spannenden Monat hier in Alta.
Takk for i dag og vi snakker!
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*Lars Saabye Christensen: einer der bekanntesten norwegischen Schriftsteller, welcher weit über den skandinavischen Raum durch seinen Roman „der Alleinunterhalter“ bekannt wurde. Sehr empfehlenswert!
** Brunost: wörtl. übersetzt: brauner Käse. Ein Ziegenkäse mit Karamellgeschmack. Wenn man nicht weiß, dass es Käse ist, ist es sehr lecker. (für viele gewöhnungsbedürftig)





Donnerstag, 8. Oktober 2009

eintauchen in eine buntere Welt


Es ist immer wieder spannend, nun da ich fast alles verstehe was die Bewohner mir mitteilen möchten, in "ihre Welt" eintauchen zu dürfen. Heute stand ein rotes Pferd vor mir im Essensraum, während des Frühstücks, wie mir aufgeregt mitgeteilt wurde. Gestern flog ein UFO im Raum, als wir Seidenmalerei gemacht haben. Es ist eine Welt, die für die meisten Menschen die Vorstellungskraft übersteigt, nicht aber für einige Bewohner Betaniens. Es ist eine imaginäre Welt, die sie manchmal für mich öffnen. So hat sich die Bewohnerin enorm über das rote Pferd gefreut und alle im Raum mit ihrem Lachen angesteckt.
Dann wird das Schneetreiben und die Kälte vor der Tür gleich vergessen und nach noch einem Marmeladenbrot mit Sardinen gefragt...

Sonntag, 4. Oktober 2009

zwei Wochen in Alta

Heute vor zwei Wochen bin ich hier in der Finnmark angekommen. Ich muss sagen, dass ich mich schon sehr schnell an das Leben hier in Nordnorwegen gewöhnt habe. Ich gehe nicht ohne wenigstens vier Lagen Kleidung, Schal und Mütze aus dem Haus. Um kurz vor sechs wirds dunkel und die Berge sind mittlerweile Schneebedeckt. Minus 6°C hatten wir schon- meine Arbeitskollegen warnen mich vor, dass es ein kalter Winter werden wird.
Auf Arbeit habe ich mich sehr gut eingelebt. Ich habe meine Aufgaben, die ich jeden Tag erledige, aber ich habe auch sehr viel Freiraum um neue Ideen einzubringen. So mache ich jeden Morgen Frühstück für die Bewohner und helfe bei dem Essen geben. Bis zur morgentlichen Andacht räume ich die Tische ab und bereite schon den Essensraum für "Middag" vor. Nach der Andacht gehe ich mit Bewohnern spazieren, fahre den "Bla-Bus" (ein blauer Van mit Vierradantrieb)- so erlange ich gleich ein wenig Fahrpraxis und lerne Alta kennen, oder ich bastel/male. Jeder Bewohner hat seine eigenen Lieblingsaktivitäten und Dinge, die er/sie mit mir machen will. An manchen Tagen werde ich jede Minute von jemanden umringt, an anderen Tagen muss ich sie eher aufforden und motivieren. Ich bin mir sicher, dass es eine erfahrungsreiche Zeit wird, und ich freue mich auf das Kommende!
In meiner Freizeit habe ich einen Volleyball Verein gefunden, der mich herzlich aufgenommen hat. So trainiere ich zweimal die Woche zwei Stunden. Bald ist auch ein Wettkampf in Hammerfest- die nördlichste Stadt der Welt- auf den ich mich schon sehr freue.
Mit der Sprache geht es immer besser. Ich verstehe viele Dinge, jetzt muss ich mich nur dran gewöhnen mein englisch abzulegen. (was leichter gesagt ist, als getan). :)