Freitag, 20. November 2009

Schon wieder ein Monat vorbei?!

„Schon wieder ein Monat vorbei?“, habe ich mir heute auf Arbeit gedacht, als ich das Schild: „20.November 2009“ sah. Dunkelheit, kaum Schnee, wunderbare Begegnungen, norwegisches Essen, lustige Situationen auf Arbeit und das größte Shoppingcenter Nordnorwegens, was hier eröffnet wurde, haben meinen November in Alta in gewisser Weise sehr geprägt.
Ich muss zugeben die Mørketid (Dunkelzeit) nagt schon etwas an mir, obwohl sie noch nicht wirklich angefangen hat. Noch haben wir eine ganze Stunde „Sonne“. Eigentlich kann das als ein Sonnenauf-untergang bezeichnet werden. Es ist bis ca um 09.00 Uhr frühs stock dunkel, dann wird’s etwas dämmrig, kurz geht die Sonne auf, dann schnell gegen 12.00 Uhr wieder unter und so ab 14.00 Uhr ist es dann wieder stock dunkel. Wenn ich also um 15 Uhr Feierabend habe benutzte ich meine- sehr pratkische- Taschenlampe um das Schlüsselloch zu finden. Ich habe eine gewisse Dauermüdigkeit. Ich schlafe nicht mehr oder weniger, ich werde aber irgendwie nicht 100%ig wach beziehungsweise munter. Es ist schwer zu beschreiben…Es ist als hängt eine dünner, dunklerer Vorhang vor meinem Gemüt.
Der erste Advent naht, wir haben heute das erste Weihnachtslied auf Arbeit gesungen und auch hier in Norwegen sind besonders wegen der Dunkelheit viele Kerzen wichtig.
>>“Weißt du, wie viele Kerzen die Norweger im Laufe der Adventszeit abbrennen? He? Weißt du das?“ (…) Ich dachte an die Adventszeit, den dunklen Monat. Ich muß sagen, ich war gespannt auf die Antwort. „Siebzehn Millionen!“, rief er, „Siebzehn Millionen Kerzen im Laufe von lumpigen vier Sonntagen! Überleg dir das mal!“<<* Ich denke ich tuh mein Übriges zu den 17 Millionen Kerzen…Mir wird hier immer wieder bewusst, das ich noch nie bemerkt habe, dass ein Teelicht nur 3.15 Std hält- extrem kurz! Da ich immer hunderter Packungen kaufe, lohnt sich das wenigstens einigermaßen… Die Mørketid ist eigentlich nicht so dunkel, wenn es Schnee geben würde. Seit 50 Jahren liegt Ende November kein Schnee! „global warming“, kann da nur gesagt werden. „global warming er fint. Det vil endelig varme opp Alta!“**, hat mir ein Junge beim Volleyball neulich geantwortet. Wir musste beide sehr schmunzeln und lachen. Eigentlich warten hier auch alle auf die erste, richtig große Ladung Schnee: endlich Skiier, Schneemobil und Schlitten fahren. Ich muss sagen ich warte auch darauf endlich „Betania 1.“ und „Betania 2.“ zu fahren, unsere hauseigenen Schlitten mit Sitz vorne. Damit werde ich dann einkaufen fahren… Da ich schon oft wegen des Essens gefagt wurde, werde ich nun versuchen einige Essgewohnheiten der Nordnorweger zu beschreiben und mit hübschen Bildern zu illustrieren. Ich hätte nicht gedacht, dass die Norweger so deftig frühstücken. Fisch, dh. Lachs, Sardinen, Makrelen und Rollmops steht jeden Morgen zur Auswahl und wird gerne auf die Stulle gegessen. Auch heiß begehrt ist Käse mit Marmelade drauf oder Sardinen mit Marmelade. Brötchen wird zum mindest bei Betania nicht gefrühstückt, kann aber für viel Geld gekauft werden. Mittags bei Betania variiert das Angebot täglich zwischen Fleisch und Fisch. Wenn es Fleisch gibt, kann das bedeuten: „Kjøttboller“ (Fleischklöpse- sehr lecker!), „Elk“ (Elch-nicht mein Fall..), Ren (Rentier- auch nicht meins. Sehr deftiges, hartes Fleisch), Ribbe (Ribbchen), Markebeene (keine Ahnung was das ist. Eigentlich sind es nur Knochen die abgenagt werden, ist immer ein Renner- nicht für mich)…- also sie sind sehr variabel in den Gerichten. Fisch gibt es dann den darauffolgenden Tag. Eine kleine Gerichtsauswahl: „Fiskekake“ (Fischkuchen), „Fiskeboller“ (Fischklöpse- habe ich sehr für mich endeckt, lecker!), hval (Wal- besonders Nordnorwegen fängt noch realtiv viel. Ich habe es einmal probiert, schmeckt wie Fleisch mit Meergeschmack, nicht so meins. Die Bewohner finden es sehr lecker. Wal und Elch gibt es aber nicht jede Woche, evtl so jede Dritte Woche einmal.), immer ein Renner ist natürlich Lachs. Alta ist berühmt unter Anglern für den Lachsbestand im Altafluß. In der Zeitung sind nicht selten Bilder abgebildet mit einem Angler der einen 26kg Lachs in beiden Händen hält. Torsk, Räucherfisch und getrockneter Fisch… alles im Angebot was das Herz begehrt. Ich muss sagen mein Fischherz ist noch nicht wesentlich größer geworden. s.u.: "Fiskekake" & s.r.:"Fiskeboller" =)










Nun noch ein paar Worte zur Arbeit. Da es meinem Norwegisch immer besser geht und ich eigentlich fast alles verstehe, verstehe ich auch die Bewohner besser. Lustige Situationen, die auch das Personal schmunzeln liesen waren zum Beispiel: „Tina, min fot klø. Kan du klø den for meg?“(Tina, mein Fuß juckt, kannst du den für mich kratzen?), hat mich ein liebenswerter Bewohner gefragt, der selber nicht mehr an seinen Fuß kommt. Ich bin dann mit ihm ins Bad gegangen und hab ihm eine Fußmassage gegeben- seinem Gesicht und Grinsen nach zu urteilen war das genau was er gebraucht hat. „Jeg har masse og mange- høre du- masse kjæreste!“ (Ich habe viele, unmengen- hörst du- viele Liebhaber!) erzählt mir eine Bewohnerin aufgeregt. Es sind noch viele Situationen, die ich beschreiben könnte, eigentlich gibt es fast jeden Tag etwas was mich schmunzeln lässt. Eigentlich mache ich von den 14 Bewohnern in Betanien am Meistens etwas mit fünf. Das sind die fünf, mit denen ich mich gut unterhalten kann, die ich auf Tur mitnehme oder die oft Lust haben etwas zu machen. Dabei sind alle sehr verschieden. Einer von Ihnen kann einige Sätze deutsch, die er wahrscheinlich während des Krieges gelernt hat, die er immer anwendet- egal ob bei mir oder wenn er mit den Norwegern redet. „Vielen Dank meine Liebe“, „Was ist?“, „Nein, ich bin nicht satt“, „Das ist prima“… Ich habe ihn sehr ins Herz geschlossen und wir unternehmen viele Dinge zusammen. Er wohnt schon seit 1964 in Betanien, ist aber auch noch sehr fitt. Eine andere Bewohnerin ist sehr lustig und fröhlich jeden Tag. Es macht einfach Spaß sich mit ihr zu unterhalten. Da sie samisch ist, werde ich mit ihr wahrscheinlich noch den ein oder anderen Ausflug nach Karajok machen. Es ist ein schönes und wärmendes Gefühl am Freitag von Bewohnern gefragt zu werden ob man denn nicht Lust hätte am Wochenende auch zu Arbeiten, da das Frühstück nur so gut schmeckt, wenn ich es mache. Genauso die Aussage „och, du kommst erst Monatg wieder?!“, gibt mir ein sehr schönes Gefühl und ich merke, dass meine Arbeit auch von den Bewohnern sehr genossen wird. Tusen takk for det kjempe fint måned, vielen Dank für den wunderabren Monat, ich freue mich auf die norwegische Advents-und Vorweihnachtszeit, in der Nähe des Nordpols- wo ja eigentlich der Weihnachtsmann herkommt!
Vi snakkers, Tina
_________________
*L. S. Christensen: „Der Alleinunterhalter“
** „gloable Erwärmung ist toll. Da wird Alta endlich aufgewärmt!“

Mittwoch, 11. November 2009

09.November 2009: Fackelzug und "Berliner boller"


Der 09. November 2009: 20 Jahre nach Mauerfall, 71 Jahre nach der Reichsprogomnacht- diese Ereignisse standen hier in Alta am Montag Abend auch im Licht. Genauergesagt im Licht der Fackeln. Wir waren ungefähr 30 Leute, die dem Aufruf von „SOS Rasisme“ und „Amnesty International“ gefolgt sind: nicht zu vergessen, sondern zu erinnern und gedenken. Ich muss wirklich zugeben, dass ich erstaunt war, dass solch eine Aktion geplant wurde, hier oben in Alta. Wir sind mit den Fackeln quer durch die Stadt gelaufen, bis zum kulturellen Haus, wo sich die Organisationen öfters treffen. Dort wurden noch einige Reden gehalten, eine Quelle von Niemöller vorgelesen und anschließend „Berliner boller“ gegessen. Angeblich typisch berlinerisch… Ich hab’s noch nie gegessen, geschweige denn gesehen- war aber sehr lecker. Mal sehen, eventuell werde ich öfters mal bei den Treffen vorbeischauen.

Sonntag, 8. November 2009

To- Tre- Hei!

„Takk“, sagt eine Frau und schüttelt mir die Hand unter dem Volleyballnetz. Ich antworte „Kiitos“. Ein Wochenende Finnland- Lappland- Saariselkä.
Am Freitag Nachmittag gings mit einem Kleinbus und zu siebend los. Fünf Stunden Fahrt, zuerst durch die Finnmark gen Osten, vorbei an mächtigen Felswänden bedeckt mit bis zu fünf Meter langen Eiszapfen, nach Karasjok- die Hauptstadt der Samen*. Dann über die Grenze nach Finnland- ich bin vorher noch nie über eine Datumsgrenze gefahren, ist mir dann spontan eingefallen. Bei dem Straßenschild "Murmansk 300km" musste ich schon zweimal hinschaun und dann schmunzeln....
Saariselkä liegt nicht weit von der russischen Grenze entfernt und ist „das Herz Lapplands“. Traurigerweise besteht der Ort mit 300 Einwohnern eigentlich nur aus Bettenburgen, sodass im Winter- der Hauptsaison, der Ort auf über 20.000Menschen anwachsen kann. Es ist ein typischer Winterski-urlaubsort. Auch dieses Wochenende sind uns Menschen auf Snowscooter und Skiiern entgegengekommen. Es lagen ca 15cm Schnee.
Nach sechs Spielen wurden wir vierter von sieben. Wir haben aber nicht sonderlich gut gespielt, Spaß hat es auf jeden Fall gemacht und und die Finnen machen ganz schön Lärm beim Spielen. Wir sind dann schon am Samstagabend zurück nach Alta gefahren, da keine Spiele mehr Sonntag anstanden. Zu viele Teams haben aus Angst vor Schweinegrippe ihr Kommen abgesagt. Ich fand es super schön auch mal ein wenig vom Landesinnern der Finnmark zu sehen. Fotos lade ich in dem Fotoalbum hoch. Viel Spaß beim Anschauen.
Kiitos Suomi!
_________________
*Samen: die Ureinwohner Norwegens und Finnlands. Leben hauptsächlich im Landesinneren des Nordens und haben auch heutzutage noch viel mit Rentierzucht zu tun. Sie haben ihr eigenes Parlament (in Karasjok) und sind sehr präsent hier in der Finnmark. Eine eigene Sprache sprechen sie auch-samisch/samisk- die dem Finnischen sehr ähnelt, aber nur von sehr wenigen Norwegern gelernt und gekonnt wird.

Montag, 2. November 2009

immer in Richtung Norden


„Tina, hast du Herr-der-Ringe gesehen?“ fragt mich Lars, der unseren Minibus auf der kurvenreiche Straße fährt.
„Ja klar“, antworte ich.
„An was erinnert dich das hier?“ fragt er mit einer Handbewegung auf das nun vor uns erscheinende Hammerfest. Bevor ich antworten konnte sagte er: „Mordor!“ und alle im Bus lachen. In gewisser Hinsicht stimmt das. Sehr schwarze, karge Felsen, keine Bäume und eine Ölraffinerie- die als „das dunkele Auge Mordors“ bezeichnet wurde. Nur die niedlichen, bunten norwegischen Holzhäuser hellen das Bild wieder auf.
Hammerfest- "die nördlichste Stadt der Welt"- diesen Titel trägt es fast immer mit sich. Wie mir gleich gesagt wurde stimmt das nicht, die Hammerfester wollen diesen Titel nur haben. Es existiert eine noch nördlichere Stadt: Honnigsvåg. Leider nicht so groß wie Hammerfest und deshalb oft vergessen. Meiner Meinung nach ist in Hammerfest mehr eine Stadt zu erkennen als in Alta. Es hat ein Zentrum mit einer Einkaufsstraße, einen großen Hafen und ein interessantes arktisches Museum- welches ich mir bei meinem nächsten Besuch anschauen werde. Mit ca 9.400 Einwohnern ist es aber bei weitem nicht so groß wie Alta.
Wir waren dort zu einem Freundschaft-Volleyballspiel eingeladen. Es hat viel Spaß gemacht. Auf dem Hinweg konnte ich auch die wunderbare Natur genießen. Ungefähr drei Stunden muss eingeplant werden für den Weg von Alta nach Hammerfest. Ich habe oft bei einem Blick aus dem Fenster den Gedanken gehabt: „warum leben Menschen in diesen Breitengraden?“ Es ist eine extreme Natur: Schnee und Nichts weit und breit. Und trotzdem: ein kleines, rotes Haus am Wegrand. Wir fahren 40Minuten und es kam kein Weiteres... Rentiere auf den Hochebenen habe ich auch noch gesehen. Leider habe ich vergessen meine Kamerabatterien aufzuladen, dehalb habe ich nur zwei Bilder. Ich bin mir aber sicher, dass ich noch einmal Richtung Norden fahre.