Montag, 25. Januar 2010

Trondenes Fort- erschreckend, erschütternd, widerlich


Die größte landgestützte Kanone der Welt: „Barbara“.
Das Trondenes Fort liegt in der Nähe von Harstad, 119 km nordwestlich von Narvik. In sehr guten Zustand kann dort die besagte Kanone besichtigt werden. Jedoch ist es nicht nur eine Führung durch das Geschütz, es ist vielmehr eine Vorführung der Technik. Nicht nur einmal, während unser Guide Hebel betätigte und an Stahlseilen zog, habe ich mich gefragt: „warum wird eine solche Kanone noch so gepflegt, dass sie jederzeit einsatzbereit ist?!“
„Auf der Befestigungsanlage Trondenes Fort steht in einer wunderschönen Küstenlandschaft die Adolfskanone. Das Kaliber des Kanonenrohrs beträgt 40.6cm, die Reichweite 56 km“, so beginnt die Informationsbroschüre zum Fort. Ich hatte ein Gefühl der Absurdität während der gesamten Führung. Eine riesen Kanone aus dem Zweiten Weltkrieg steht in einer bilderbuchartigen Natur. Es ist ein Mordinstrument, welches immernoch funktioniert.
Trondenes war Teil des Atlantikwalls, die Verteidigungslinie der deutschen Wehrmacht. 1934 hatte Krupp die „40.6cm Kanonen“ hergestellt, ein ursprünglicher Versuch der militärischen Großmacht einer Marine. Dieser Plan zerschlug, unter Anderem durch enorme Verluste der Marine beim Angriff auf Norwegen, und die Kanonen wurden sechs Jahre später (1940) als Artillerie an Land eingesetzt. Es wurden insgesamt acht „40.6cm Kanonen“ produziert, zwei wurden in der Nähe von Narvik erichtet. Strategisch aufgebaut, um die Hafenzufahrtswege nach Narvik zu sichern, wurden die Kanonen letzlich zu Probeschüssen und technischen Erprobungen eingesetzt- 1957 durch Norwegen das letzte Mal. Die großen Eisenerz Vorkommen in Narvik waren eine wichtige Ressource für die Waffenproduktion, da das deutsche Reich einen jährlichen Verbrauch von rund 11millionen Tonnen an Erz hatte.
Heutzutage gehört das Fort zu den nationalen Festungsanlagen in Norwegen, wird aber trotzdem als „friedlicher Platz“ in der Broschüre beschrieben. dies enthält auch mehr Ironie als alles Andere. Führungen werden von „Adolfkanonens Venner“ (Adolfkanonens Freunde) veranstaltet: ehemalige Soldaten, die freiwillig die Kanone instandhalten und restaurieren. Dabei scheint es mir als beigeistert sie die Kriegstechnik enorm und Sätze wie:„Schaut her, dass funktionierte so…“ und ein Hebel wurde betätigt- die Kanonenklappe sprang auf- waren allinklusiv.
Warum sie so instandgehalten wird, dass sie funktionstätig ist, bleibt die große Frage. 800 russische Kriegsgefangene, die die Kanone aufbauen mussten, starben dabei. Ihnen soll gedacht werden. Jemanden so gedenken, der gezwungen wurde die Waffe aufzubauen, die immernoch funktionsbereit gehalten wird, ist in sich unstimmig.
Wahrscheinlich bleibt es ein Machtwerk und „Spielzeug“ der militanten Rentner, die sich mit der Kriegstechnik des Zweiten Weltkrieges begeistern können. Ob sie einen Besuch wert ist, muss jeder selbst entscheiden, für mich war es erschütternd.

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